Am Donnerstag, den 9. Juni 2022, hatte das Explosionsschutzteam von PA Belgien die Gelegenheit, an der internationalen Veranstaltung „ATEX and Process Safety event“ teilzunehmen, die in Utrecht, Niederlande, stattfand. Ziel dieser Veranstaltung war es, einen Überblick über die neuesten Themen und Ideen in der Welt der industriellen Sicherheit, insbesondere der Explosionssicherheit und der Prozesssicherheit, zu gewinnen.

Als Einstieg in unseren Bericht über diesen Tag möchten wir einige der Innovationen vorstellen, auf die wir an diesem Tag gestoßen sind:

 

1. Die Explosionsschutz-Visiere mit Augmented Reality, die für den Einsatz in Zone 1 geeignet sind
Diese Innovation wurde von einer jungen Gruppe belgischer Ingenieure erfunden, und die Produktion wird vollständig von Pepperl + Fuchs unterstützt. Die Visiere verfügen über eine Kamera, die dem Personal im Kontrollraum live zeigt, was der Bediener/Wartungstechniker in Echtzeit sieht. Sie haben die Möglichkeit, Informationen auf das Visier des Bedieners/Wartungstechnikers zu übertragen. (z.B.: Anweisungen, GPS in Richtung der Feldgeräte, Einstellungen, …). Ziel ist es, menschliche / systematische Fehler bei Wartungs- und Betriebstätigkeiten weiter zu reduzieren.

 

2. Ethernet-APL geeignet für den Einsatz in Zone 2, wenn es sich in einem Ex-e-Gehäuse befindet
Der Vorteil dieses Switches besteht darin, dass die Verbindung zum Kontrollraum über ein einziges Ethernet-Kabel hergestellt wird. Dies führt zu geringeren Verdrahtungskosten (weniger und weniger komplexe Kabel erforderlich). Außerdem kann die vorhandene Verkabelung der Feldgeräte für die Verbindung zum Switch weiter verwendet werden. Die Notwendigkeit dieser Lösung ergibt sich aus den geringen Übertragungsgeschwindigkeiten des bekannten HART-Protokolls. Die Lösung ermöglicht es auch, die Feldgeräte in den Simulationsmodus für Feldtests und Proof-Tests zu versetzen, falls die Geräte Teil von Safety Instrumented Functions sind.

 

3. MiniCON Typ 8595 Steckverbinder von R. STAHL
Beschrieben als die einfachste, sicherste und zuverlässigste Art, die Geräte mit Stromquellen, Datennetzen oder untereinander zu verbinden. Die Steckverbinder sind modular aufgebaut und lassen sich schnell und einfach an mehrere Ex-Zonen anpassen. Sie sind für Hot-Connections und Trennungen innerhalb eines explosionsgefährdeten Bereichs bestimmt, der als Zone 1 klassifiziert ist. Dieser Konnektor minimiert die Ausfallzeiten (er kann von nur einem Mitarbeiter während des Betriebs ausgetauscht werden: Hot Swap), eliminiert Fehler (die Konnektoren sind bereits im Werk montiert) und spart Geld, da er die Installationszeit reduziert, was zu einer schnelleren Inbetriebnahme und einer höheren Anlagenverfügbarkeit führt.

Im Folgenden möchten wir unsere persönlichen Erfahrungen über diesen großartigen Tag schildern:

Die Informationen, die in den Vorträgen vermittelt wurden, waren eher oberflächlich, aber dennoch haben wir einige beeindruckende Menschen mit viel Erfahrung in ihren spezifischen Fachbereichen kennengelernt. Sie gaben uns einen anderen Blickwinkel auf die gleichen Themen, mit denen wir uns täglich beschäftigen. Eines der interessantesten Beispiele ist das heiße Thema Wasserstoff als alternativer Kraftstoff. Sie lieferten uns neue Open-Source-Software und einen Ausgangspunkt für die Lösung von Problemen im Zusammenhang mit Wasserstoff, die uns immer häufiger begegnen.

 

Darüber hinaus sind wir auf einige interessante Punkte gestoßen, die das schwächste Glied in der Prozesssicherheit betreffen, nämlich das Prozesssicherheitsmanagement. Eines der wichtigsten Probleme bei den Managementsystemen ist das Mindset (auch Safety Mindset genannt). Gegenwärtig ist Sicherheit eine vom Management gesetzte Zielvorgabe, welche durch KPIs definiert ist und an die sich jeder Mitarbeiter halten muss. Um die Sicherheit zu verbessern und die Vision Zero, das Ziel, keine arbeitsbedingten Todesfälle und Verletzungen zu verursachen, zu erreichen, muss die Sicherheit zu einer Grundeinstellung werden, die von allen Mitarbeitern des Unternehmens getragen wird.

Der Sinn der Vision Zero ist nicht, dass sie eine Sollvorgabe ist, sondern eine langfristige Zielsetzung. Wir sollten uns von dem Gedanken verabschieden, dass NULL ein Ziel sein sollte, da dies das Gesamtbild des Prozesses zur Erreichung dieses Ziels untergräbt.

 

Im Hinblick auf das Managementsystem für Anlagensicherheit erstellen die SIS-Experten (SIS = strukturierte Informationssammlung) aus den Niederlanden auf ihrer Plattform „NEN SIL platform“ derzeit ein drittes Buch, welches sich mit den erforderlichen Kompetenzen von Personen befasst, die Tätigkeiten ausführen, die unter den in der IEC 61511 beschriebenen Lebenszyklus der Anlagensicherheit fallen. Die beiden anderen Bücher auf dieser Plattform beschäftigen sich mit der Erstellung einer Risikomatrix und der Erstellung von Spezifikationen für Sicherheitsanforderungen.

Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Geschäftsleitung und insbesondere Koen Mortelmans und Niels Ongkowidjojo dafür, dass sie uns die Möglichkeit gegeben haben, uns in diesem Fachgebiet weiterzuentwickeln. Es war eine gelungene Veranstaltung.

 

Jens Claessens und Simon Bogaerts, Antwerpen, Belgien

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